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Kurzprosa, die dritte!
von Jürgen Landt
? Illustrationen: Cathleen Heilmann
ISBN 3-934355-03-X
EUR
Subskriptionspreis bis
EUR
2001, ?? S., gebunden

Leseprobe:

das ende der hamburgzone

nach 8 jahren als blinder passagier in greifswald, bekam ich die lust, die jedem dauerblindpassagier irgendwann einmal zustand,
das recht auf anmeldung.
bei der meldebehörde zog ich meinen abriß. auf dem zettel war ich die fünfzig, und auf der anzeige wurde die sieben aufgerufen, eine frau mit einem fürchterlichen sonnenbrand, mit blasen auf den beinen, armen, und oben wo der hals begann, sah ich bei ihr auch blasen.
mir war schlecht durch meinen bösen kater und die miese hitze draußen vor der tür, und ich dachte: 'geh `ne bockwurst essen, stopf dir die zeit bis zur anmeldung ins schlechtsein.'
[...]
die anzeige läutete mich an, und ich ging rein.
bei keiner sachbearbeiterin war vor dem schreibtisch ein stuhl frei. ich stand einfach nur da mit meinem kleinen fetzen papier in der hand, und auf dem fetzen papier stand: 50.
"welche nummer sind sie?", kam von irgendwoher eine frauenstimme in mein dummes rumstehen. "ich hab die fünfzig in der hand!"
"jahrminka, hast du die fünfzig?"
"nee, ich hab erst die 49 reingeklingelt!"
"dann müssen sie noch mal vor die tür.", meinte mich die stimme. ich ging vor die tür, und als ich die tür hinter mir schloß, läutete die anzeige die 50 rein. ich ging rein und landete bei jahrminka. "na?", fragte sie, "ungezogen? äh, umgezogen? entschuldigen sie, ich weiß auch nicht, das ist mir heut schon mal passiert!"
"ja, schnurstracks von hamburg nach hier her, und ich möchte mich jetzt polizeilich in greifswald anmelden."
"na klar!", sagte sie, "kann ich mal die abmeldung aus hamburg haben?"
ich machte: "äh?", und dachte an schönes winterwetter, zugefrorene seen, teiche, flüße, ozeane und an eine schneeballschlacht in tansania [...]

"so läuft das nicht!", sagte der kerl im amt für soziales zu mir.
"mit ihrem untermietvertrag kann ich nichts anfangen! ist der vermieter der hauseigentümer? sicherlich nicht! und wenn er es nicht ist, dann brauch ich seinen mietvertrag, und wenn sie mit in seine wohnung ziehen, dann bezahlen wir von den 210,- DM miete die hälfte! was heißt das hier überhaupt, ist das ein mann oder eine frau?" er zeigte auf die spalte mit den eingetragenen namen des untervermieters.
ich sagte: "danielter!, ein mann! auf wiedersehen, bis dann!", rannte zu einer freundin und klingelte sie aus dem nachmittagsschlaf. "du mußt mir helfen, schrillblinka! kann ich ein paar tage bei dir wohnen, so richtig?" [...]

"so läuft das nicht!", sagte der mann beim sozialamt. "sie müssen erst zum arbeitsamt! und uns einen nachweis bringen, daß sie kein arbeitslosengeld bekommen! und dann noch einen vermittlungsnachweis! den vermittlungsnachweis auch vom amt für arbeit!"
"klar, hole ich alles!", sagte ich.
"na dann mal los!", sagte der mann hinter seinem schreibtisch.

im arbeitsamt waren ein paar weniger arbeitslose, als sozialhilfeempfänger im sozialamt.
"was machen sie denn?", fragte eine schicke frau.
"ich bin autor."
"was ist das?"
"na, ich schreibe."
"also bürokaufmann?"
"nee, lyrik und prosa!"
die schicke frau wartete einen moment und fragte: "also sind sie reporter. sie schreiben artikel für super-illu, bunte, die bild-zeitung und sowas?"
"nein, ich schreibe ganz frei! lyrik und prosa!"
sie machte erneut eine pause und setzte dann nach: "was ist denn lyrik oder prosa?"
"das sind gedichte und texte!", sagte ich.
"also doch artikel!, also doch texte!", sagte sie ein wenig genervt.
"ich bin künstler!", sagte ich knapp.
"sagen sie das doch gleich!", sagte die schicke frau, und fügte hinzu: "dann sind wir nämlich gar nicht für sie zuständig. dann müssen sie hier vom gorzberg zu unserem anderen haus in die pappelallee. wissen sie wo das ist?"
"nein!", antwortete ich. [...]
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